Sonntag, 22. Juni 2014

Der Entropia und eine Mahnwache gegen die NSA Überwachung

Am gestrigen Samstag den 22.06.2014 haben Sven Krohlas und ich eine Mahnwache organisiert. Unser Motto: "Halt durch, Harald!"
Ursprünglich sollte diese Veranstaltung erst morgen Abend stattfinden, aber bei der Terminfestlegung sind wir auf die Gulaschprogrammiernacht des lokalen CCC Ablegers Entropia gestoßen.

Daraufhin habe ich telefonisch bei Entropia in Karlsruhe angerufen und gefragt, ob sie sich da eine Kooperation vorstellen können, es geht ja immerhin um Kernthemen des Vereins: Überwachung und Grundrechte.

Die Antwort stimmte mich sehr positiv, denn sie lautete "klingt gut, muss ich aber auf die Mailingliste kippen". Eine Antwort die ich wenig überraschend fand, wenn ich an seine Satzung denke:
Der Zweck der Vereins ist die Förderung der Integration der neuen Medien in die Gesellschaft, die Aufklärung über Techniken, Risiken und Gefahren dieser Medien sowie die Wahrung der Menschenrechte und des Verbraucherschutzes in Computernetzen.
Nach einer Woche rief ich nochmals an, um zu erfahren wie es denn aussähe, erneut eine positive Antwort, es gab auf die erste E-Mail angeblich keine Gegenstimmen. Unsere Planung fokussierte sich also auf den Samstag. Und in Erwartung einer Kooperation korrigierten wir auch die Teilnehmerzahl nach oben.

Am Sonntag den 15.06. rief ich ein letztes mal an, es wurde mir erneut mitgeteilt, dass alles OK sei, und dass es keine Probleme gäbe. Auf meine Frage nach einer Unterstützung mit Strom wurde mir gesagt, ich solle mich auf der Veranstaltung an die Orga wenden, und da könnte man schon was machen.

Wir haben also unsere Planung durchgezogen. Es wurden Einladungen an regionale und überregionale Presse versandt, es wurden Parteien eingeladen und vieles mehr. Rückblickend bin ich dankbar, dass die Resonanz dort schlecht war. Auf diese Art musste ich mich wenigstens nur bei einem Landesvorstand entschuldigen.

Stell dir vor es ist Demo und keiner geht hin

Am Samstag um 11:51 nahm die Katastrophe ihren Lauf. Ein von mir als Vorhut entsandter Helfer informierte mich telefonisch, dass es Stress mit der Orga vor Ort gäbe. Man warf ihm vor unabgesprochen die Veranstaltung zu stören. Er entschied selbstständig sich zurückzuhalten, ich stimmte ihm zu und setzte meine Vorbereitungstätigkeiten fort. Eine halbe Stunde später erhielt ich erneut einen Anruf. Das Verteilen von Flyern war ihm vollständig untersagt worden, und er zog sich von der Veranstaltung zurück. 10 Minuten später war ich vor Ort.

Ich unterhielt mich mit einem äußerst feindseeligen Vertreter der Orga am Infodesk der sich mir gegenüber nicht identifizierte. Dieser teilte mir mit, dass das ganze in der Orga diskutiert worden war und man sich entschieden hatte jegliche Kooperation mit uns zu verweigern.

Die Demonstration wurde zum Fiasko. Statt angekündigter 200 Teilnehmer standen knappe 30 Personen da. Die für knappe 100 Euro ausgeliehene Soundanlage war ohne Strom, an die geplante Eröffnungskundgebung war nicht zu denken. Sämtliche eingeladenen Redner sind dann unverrichteter Dinge gegangen.
Gegen 17:00 Uhr konnte ich dann dank Jaroon’s American Diner Strom organisieren.

An dieser Stelle ein riesen Dankeschön dafür!

Es wurde im Verlauf des Tages noch einige Male versucht von verschiedenen Personen auf die Orga einzuwirken, jeweils ohne Erfolg. Der letzte Versuch endete um 18:30 mit der finalen Niederlage. Die Orga weigerte sich auch auf gutes zureden von verschiedenen Teilnehmern um 18:30 wenigstens zu einer kurzen Kundgebung und Fotos mit den Snowden Leaks vor der Generalbundesanwaltschaft aufzurufen.

Zu diesem Zeitpunkt entschieden wir uns mit der verbliebenen Hand voll Helfer abzubauen.

Fazit

Ich stimme nicht oft mit der Kanzlerin überein, aber mit "wichtig ist was hinten rauskommt" hat sie einen unanfechtbaren Satz formuliert. Was ist hinten herausgekommen?
Wir haben gezeigt, dass persönliche Pfründe selbst den angeblich großen Gegnern der Totalüberwachung wichtiger sind als die Sache. Ich habe gute 300 Euro in den Sand gesetzt, darunter knappe 100 Euro für eine Soundanlage die wir heute einem teuren Funktionstest unterzogen haben. Wir haben gezeigt, dass die vollständige Aufhebung der Privatsphäre und das skandalöse ignorieren dieser Angriffe auf uns alle nicht einmal ein paar Nerds von CCC bzw. Entropia dazu bringt 100 Meter vor die Türe zu gehen.

Der Totalschaden für den Kampf gegen die faktische Aufhebung von Artikel 3 des Grundgesetzes der am Samstag entstanden ist wird nicht wieder gut zu machen sein. Für mich persönlich bedeutet er das Ende jeglichen Engagements in diese Richtung. Ich werde keine Lebenszeit mehr verschwenden wenn ein paar abgefuckte Arschlöcher das mit ihren am Sessel festgeklebten Hintern ohne Not wieder einreißen.

Und das beste? Vertreter des Entropia e.V. verteidigen dieses Vorgehen auch noch.

Ich habe fertig. Und wenn ich irgendwann mal gefragt werde "Warum habt ihr denn nichts gemacht?" werde ich Antworten, "Ich habe es versucht, leider waren da so ein paar Dreckschweine die unsere Arbeit kaputt gemacht haben."

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